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DIE ORGEL "M.L. DE FAVERI" DER KATHEDRALE SANTA TEREZINHA VON UBERLÂNDIA
(portugiesische Fassung erschienen 1990: https://revista.akademie-brasil-europa.org/CM04-11.htm)
Prof. Calimério Soares Bundesuniversität Uberlândia
Übersetzung: Gerhild Jann, Blumenau *
Einführung
Der Gedanke, die vorliegende Arbeit zu schreiben, entstand im Zuge der Restaurierung der Orgel in der Kathedrale Santa Terezinha während des ersten Halbjahres 1980. Als das Instrument total auseinandergebaut war, konnten wir alle für unsere Nachforschungen nötigen Informationen und technischen Daten erreichen. Dennoch fehlten uns einige geschichtliche Informationen, die für eine komplette Darstellung notwendig waren. Woher und über wen konnte man sie bekommen? diese Fragen beschäftigten uns. Es gab keinerlei schriftliche Dokumentation es blieb also nur das Gespräch mit den Leuten, die damals am Kauf des Instrumentes für die damalige Matriz de Santa Terezinha beteiligt waren. Und so sind wir vorgegangen. Im Wissen um die Fragwürdigkeit mündlicher Überlieferung konnten wir doch mit einigen Personen der Gemeinde rechnen, die uns wertvolle Informationen zukommen ließen, und ohne die unsere Nachforschung unvollständig geblieben wäre. Wir hoffen, dass wir mit der vorliegenden Arbeit dazu beitragen können, eine Lücke in der Stadtgeschichte von Uberlândia zu schließen.
Geschichte
Im Jahre 1955 besuchte der Benediktinermönch Dom Plácido de Oliveira Freunde in Uberlândia. Damals war Gemeindevorsteher der Ex-Pater und Lehrer Durval Garcia, in Vertretung des Vikars Mons. Eduardo Antonio dos Santos, der gerade beurlaubt war.
Dom Placido spielte auf dem alten Harmonium der Mutterkirche, begleitet vom Chor. Bei einem Gespräch mit Pe. Durval schlug er ihm vor, eine Pfeifenorgel anzuschaffen, denn da die Kirche sehr groß sei, verdiene sie ein größeres Instrument. Pe. Durval fand die Idee ausgezeichnet und machte sich daran, zusammen mit interessierten Freunden eine Bewegung einzuleiten zur Beschaffung von Geldern zum Kauf einer Orgel. In dieser Zeit stand die Aktion unter der Leitung von Dom Plácido, der zunächst einen Orgelbauer aus Baurú/SP vorgeschlagen hatte. Bei einem Besuch in Baurú stellte Pe. Durval aber fest, dass das nicht möglich sein würde, weil besagter Orgelbauer seine Firma schließen wollte.
Bei einem weiteren Gespräch mit Dom Placido riet dieser, einen befreundeten Fabrikanten aus Rio aufzusuchen. Manuel Luiz de Faveri besaß eine Pfeifenorgelfabrik in Meyer, aber auch er hatte beschlossen, auf Grund der bevorstehenden wirtschaftlichen Probleme des Landes einige Jahre später sein Haus zu schließen. Der Orgelbauer De Faveri zeigte Pe. Durval eine Möglichkeit auf, die, wenn sie für das Orgelprojekt angewandt würde, den Preis für die Orgel in der Matriz ein wenig anheben würde. Unter Mithilfe der damaligen Organistin und Chorleiterin der Matriz, Irene Bernardes, wurde ein Gedenkkonzert organisiert, das den Namen ?Uberlândia Musical erhielt. Zu diesem Ereignis wurden alle damals in der Musikwelt von Uberlândia wichtigen Künstler vereinigt. Die Ausgabe der Zeitung ?O Correio de Uberlândia vom 3. Juli 1955 kündigte für den nächsten Tag ein großes Ereignis an, das im Cine Eden (heute BCN) stattfinden sollte.
Auf Grund des übergroßen Erfolges wurde das Konzert auch in der Stadt Monte Carmelo/Minas Gerais einige Zeit später aufgeführt. Der Erlös der aufgeführten Konzerte betrug Cr$ 130.000,00.
Von Dom Plácido entworfen, erhielt die Orgel mit pneumatischer Traktur, zwei Manualen und Pedal die folgende Disposition: Subbass 16 , II/Ped., I/Ped., Principal 8 , Bordão 8, Oktave 4, Flautim 2, Super/I, Sub/I, II/I, Flauta Harmonica 8, Voiola da Gamba 8, Flauta traversa 4, Dulciana 4, Oboe 8, Tremolo.
Der Preis wurde auf 230.000,00 Cr$ festgelegt. Für den Transport von Rio de Janeiro nach Uberlândia wurden 10.000,00 Cr$ ausgegeben, für den Aufbau in der Kirche (inclusive Unterbringung der Techniker) mehr als 5.000,00 Cr$. Der Gesamtpreis des Instrumentes belief sich somit auf Cr$ 245.000,00. - ein Vermögen für damalige Zeiten. Die letzten Raten wurden von Mons. Eduardo, der aus seiner Beurlaubung inzwischen zurückgekehrt war, bei der Einweihung der Orgel gezahlt.
Das Einweihungskonzert wurde am 20. Januar 1956 um 16 Uhr an einem feierlichen Sonntag gespielt, und zwar von dem Organisten Dom Plácido de Oliveira, der ein besonderes Programm für diese besondere Gelegenheit vorbereitet hatte.
Das geographische Dreieck: Minas Alto Paranaíba Überlandia hatte den Vorzug, als erste eine Pfeifenorgel zu bekommen. Angesteckt von der Begeisterung zur Anschaffung einer Pfeifenorgel beschloss auch die Nachbarstadt Uberaba Bischofssitz eine Orgel für ihre Katedrale anzuschaffen. Auch sie wurde, einige Zeit später, von Manuel Luiz de Faveri gebaut und von Dom Plácido Oliveira eingeweiht.
Während vieler Jahre unterlag die Pflege der Orgel dem Organisten und Orgelbauer Pedro Inglada Samarti, der auch für die große Orgel im Kloster São Bento/São Paulo verantwortlich war. Ende der 70-er Jahre verstummte die Orgel und wurde vergessen, erst im Jahre 1980 wurde sie dann von den Brüdern Bertucca restauriert. Am 29. Juni 1980 wurde sie vom Organisten Calimerio Soares wieder eingeweiht.
Prospekt
Zentral aufgestellt zwischen zwei Säulen, die den Chorraum teilen, stehen im Prospekt 25 große Pfeifen des Principals, angeordnet in Form einer Mitra. Die Pfeifenmünder reihen sich in einem Halbkreis auf der architektonische Aspekt ist sehr einfach.
Spieltisch
Über reinste pneumatische Traktur ist der Spieltisch mit der Orgel verbunden. Es hat zwei Manuale mit jeweils 56 Tasten, von C bis G und eine konkave Pedalklaviatur mit 30 Tasten, von C bis F. Oberhalb des zweiten Manuals sind aufgereiht 16 Schilder mit den Registernamen und den Koppeln. Es sind: Subbass 16, II/Ped., Principal 8, Bordão 8, Oktave 4, Flautim 2, Super/I, Sub/I, II/I, Flauta harmonica 8, Viola da Gamba 8, Flauta traversa 4, Dulciana 4, Oboe 8, Tremolo.
Unterhalb des ersten Manuals befinden sich 5 Knöpfe, die sich beziehen auf: Abstellen der Register, Einschalten der Register, feste Kombinationen für Piano, Forte und Tutti.
Oberhalb des Pedals sind zwei Tritte: der linke bezieht sich auf ?Crescendo, der rechte auf ?Expressivo, als Kipptritt für das Echowerk.
Pfeifenwerk
a) Schema der Registrierung - I Manual (Hauptwerk) Grundregister (jogos de fundo): Principal 8, Bordão 8, Oktave, Flautim // II Manual (Recit) Grundregister: Flauta harmonica 8, Viola da Gamba 8, Flauta traversa 4, Dulciana 4, (Zungen) Oboe 8, Pedal: Grundregister: Subbass 16,
b) Zusammenfassung: Gesamtzahl der Register: 10 Gesamtzahl der Grundregister: 9 Zungenregister: 1 16-Register: 1 8-Register: 5 4-Register: 3 2- Register: 1
c) Bemerkungen: Es handelt sich in Wirklichkeit um ein Instrument mit romantischer Konzeption, wie bei den meisten Orgeln, die in der ersten Hälfte des XX. Jhdts. In Brasilien gebaut wurden. Sie bezogen sich in Grunde alle auf Orgeln des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, dessen Instrumente in den letzten beiden Jahrzehnten des XIX. und den beiden oder drei ersten des XX.Jhdts. nach Brasilien kamen, und zwar in die Kirchen von Campinas, Belém, etc. Es ist interessant festzustellen, dass es Pfeifenregister deutscher und französischer Bauart gibt, wahrscheinlich sind es Pfeifenregister, die aus anderen, zerfallenen Instrumenten stammten. Als ?romantische Orgel weist diese Orgel eine sehr einfache, klangliche Struktur auf. Ohne jegliche Aliquotstimmen, verlangt sie vom Spieler eine gewisse Beweglichkeit in Bezug auf die Interpretation von Musikwerken der vor-barocken Zeit und auch der barocken Zeit. Die echten Register, die vorhanden sind, sind gleichmäßig verteilt auf die beiden Manuale. Das I. Manual oder Hauptwerk hat die Flötenregister 8, 4-, und 2-, aber als Effektregister eine tiefe oder hohe Oktave. Auf diesem Manual ist auch das hübsche, weiche Register, das vorher erwähnt wurde. Das zweite Manual oder Recit hat die Register der Streicher (Gambe), ein einziges Register der Zungenfamilie (Oboe) und einen Dulcian, eine Flauta traversa und, als Besonderheit, die Flauta harmônica, die uns an den Einfluss des berühmten Cavaillé-Coll erinnert, den Schöpfer dieses Registers. Dieses Manual kann angekoppelt werden sowohl an das Manual I, wie auch an das Pedal. An das Pedal können angekoppelt werden sowohl das I. wie auch das II. Manual. Als tiefstes Register der Orgel nur den Subbass 16 habend, kann das Pedal bereichert werden durch das Ankoppeln der Register des I und des II Manuals, unabhängig voneinander. Trotz dieser geringen Möglichkeiten bietet das Instrument einige Optionen in Bezug auf die Auswahl des Repertoires. Wenn einerseits das Fehlen von zusammengesetzten Registern die Ausführung gewisser Musikwerke unterbindet, bietet es andererseits die Möglichkeit, einen großen Teil des klassischen, romantischen und sogar zeitgenössischen Repertoires zu spielen. Wenn die Möglichkeit bestünde, diese Orgel in den Manualen und im Pedal um einige Register zu erweitern, würde diese Orgel kompletter werden, weil damit die Klangmöglichkeiten erweitert würden. Sollte sogar ein III. Manual hinzugefügt werden, wäre dieses Instrument dazu fähig, Orgelwerke in ihrer Gesamtheit aufzuführen.
Gesamtzustand des Instrumentes
Nach der Restaurierung im Jahre 1980 wurde kein geregelter Pflegedienst durchgeführt, wodurch das Instrument merklich gelitten hat. Eine Überarbeitung von einem kompetenten Orgelbauer würde das Instrument wieder würdig erklingen lassen. Einige Pfeifen des Subbass 16, der Gambe 8, der Flauta traversa 4 und der Oboe 8 müssen repariert werden, denn einige klingen schlecht, andere sind stumm.
Sollte es in Zukunft die Möglichkeiten geben, würden wir einige Vorschläge machen, die unserer Meinung nach die einzige in Uberlândia existierende echte Orgel bereichern: 1. Umstellung der Orgel an eine Stelle mit weniger übergroßer Hitze und niedrigerer Luftfeuchtigkeit (wir schlagen einen Ort in der Nähe der Seitenkapellen vor). 2. Erweiterung der Manuale und des Pedals um einige Register. 3. Änderung des pneumatischen Systems in ein elektropneumatisches System. 4. Loslösung des Spieltisches von der Orgel, damit dieser beweglich ist und für Konzerte an irgendeinen günstigen Platz gefahren werden kann.
Vorschlag für eine mögliche Disposition: I Manual (Hauptwerk): Grundregister: Principal 16, Principal 8, Bordon 8, Oktave 4, Flautim 2 (Aliquoten), Nazard 2 2/3, Larigot 1 1/3, Mixtur 3f. Zungen: Trompete 8, Clairon 4. II Manual: (Recit): (Grundregsister): Flauta 16, Flauta harmonica 8, Salicional 8, Viola da Gamba 8, Flauta traversa 4, Dulciana 4, (Aliquoten) Nazard 2 2/3, Terz 1 3/5, Sesquialtera ef, Zungen: Oboe 8, Cromorne 8, Vox humana 8 Pedal: (Grundregister) Subbass 16, Flauta 8, Viloncello 8, Flauta 4 (Aliquoten) Quintadena, Zungen: Bombarde 16, Trompete 8, Clairon 4.
Bibliographie (siehe portugiesische Fassung)
Dank
In Übereinstimmung mit dem Text von Prof. Calimerio Soares hat die Orgel, die von Manuel Luiz de Faveri mit pneumatischer Traktur als Opus VI 1955 nach dem Projekt von Dom Plácido de Oliveira gebaut wurde, folgende Disposition:
I Manual II Manual Pedal Principal 8 Flauta harmonica 8 Subbass 16 Bordão 8 Viola da Gamba 8 Oktave 4 Flauta traversa 4 Flautim 2 Dulciana 4 Oboe 8
Koppeln: II/I, I/P; II/P; Sub I, Super I
Bei der Suche nach Auskünften über DE FAVERI habe ich folgende Auskünfte von Walter Berner, Sohn des großen Orgelbauers in Brasilien, GUILHERME BERNER (1907-195) erhalten: ?In Bezug auf meine Informationen über Sr. Manuel Luis de Faveri, war er, soweit ich weiß, der treueste Arbeiter meines Vaters, der ihn auch bis zu seinen letzten Tagen in Petrópolis begleitet hat. Er war Berner-Schüler (so weiß ich es).
Die Windladen wurden sehr gut gebaut, nach dem von Berner angenommenen System.
Die Kosten einer Restaurierung könnten den eines neuen Instrumentes gleich sein. Die Pfeifen könnten nach einer Restaurierung in einem Neubau genutzt werden.
Zwei Möglichkeiten: entweder: der Bau eines kleineren Instrumentes, bei dem das Pfeifenwerk benutzt wird, oder: der Bau einer großen, wie oben von Prof . Calimerio Soares vorgeschlagenen Orgel.
I Manual II Manual Pedal Principal 16 Flauta 16 Subbass 16 Principal 8 Flauta harmonica 8 Flauta 8 Bordon 8 Salicional 8 Viloncello 8 Oktave 4 Viola da Gamba 8# Flauta 4 Flautim 2 Flauta traversa 4 Quintadena 4 Nazard 2 2/3 Dulciana 4 Bombarda 16 Larigot 1 1/3 Nazard 2 2/3 Trompete 8 Mixtur 3f Terz 1 3/5 Clairon 4 Trompete 8 Sesquialtera 2f Clairon 4 Oboe 8 Cromoren 8 Vox humana 8
Mit mechanischer Traktur und Schleifen-Windlade, wie bei Orgeln zu Bachs Zeiten und wie immer auch von Cavaillé-Coll gebaut.
Die vorhandenen Windladen können als Patrimonium von Uberlândia aufbewahrt werden.
* Über Georg Jann: er hat sich in Brasilien niedergelassen, mit Wohnsitz in Blumenau/SC und mit einer Werkstatt im Noviziat von Rodeio/SC. Er überließ seine Firmen den Söhnen in Deutschland und in Portugal. Einige seiner Orgeln wurden von Papst Bento XVI eingeweiht zur der Zeit, in der er als Erzbischof in München. wirkte. In seiner Werkstatt wurde eine Truhenorgel mit drei Registern für die UNESP gebaut. Als nächstes steht ein Instrument mit 16 Registern und mechanischer Traktur auf dem Programm. Rodeio, Fr. Lauro Both, Oktober 2009
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